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    Varia VS6 Single Dosing Mühle im Test

    Varia VS6 Single Dosing Mühle im Test

    Die Kaffeemühle Varia VS6 ist als „große Schwester“ der Varia VS3 auf den Markt gekommen und richtet sich an anspruchsvolle Home-Baristas. Der Mühlenmarkt erlebt derzeit einen Aufschwung – neue Hersteller bringen smarte Single-Dosing-Mühlen heraus, und auch Varia folgt diesem Trend mit der VS6. In diesem Blogbeitrag fassen wir die Erkenntnisse eines sechsmonatigen Tests zusammen. Wir haben mit Hilfe universitärer Hilfe Partikel analysiert, hatten die Mühle Zuhause und in unserer Kaffeeschule und sind nun bereit, unsere Ergebnisse zu präsentieren.

    Wir beleuchten Design und Verarbeitung, Espresso- und Filterkaffee-Performance, Partikelverteilung, Geschwindigkeit, Lautstärke, Totraum sowie die Reinigung. Am Ende steht ein Fazit mit Stärken und Schwächen dieser Mühle und der Frage, ob die VS6 ihr Premium-Preisschild wert ist.

    In den Kommentaren haben sich schon viele Erfahrungsberichte zur Varia VS6 gesammelt. Wir freuen uns, wenn ihr die Kommentarsektion nutzt, um weiter Eure Erfahrungen zu teilen und euch auszutauschen.

    Anmerkung: Wir haben die Varia VS6 gekauft und berichten frei und unabhängig über unsere Erfahrungen mit der Mühle.


    Design, Wertigkeit und äußere Fakten

    Die Varia VS6 präsentiert sich in einem minimalistischen, modernen Design. Gefertigt aus einem massiven Aluminiumblock, strahlt sie hohe Wertigkeit aus. Das Gehäuse ist robust, langlebig und fühlt sich dank präziser Verarbeitung sehr hochwertig an. Die Form ist funktional: Die Mühle steht in einem Winkel von 76,5°, was nicht nur schlank und elegant wirkt, sondern auch der Totraum entgegenwirken soll. Wie gut das gelingt, besprechen wir weiter unten…

    Mit Abmessungen von ca. 13 × 19 × 40 cm (B×T×H) und einem Gewicht von etwas über 10 kg ist die VS6 ein stattliches Gerät – deutlich größer und schwerer als das Einsteigermodell VS3. Varia positioniert die VS6 klar in der Profi-Liga: Preislich liegt sie die Mühle bei etwa 850–900 € und kostet damit fast das Dreifache der kleineren VS3.

    Die Mühle folgt dem Single-Dosing-Prinzip, bei dem stets nur die abgewogene Portion Kaffeebohnen frisch vermahlen wird (statt Bohnen in einem Hopper zu lagern). Varia hat diesen Trend erkannt und konsequent umgesetzt. Es gibt also keinen großen Bohnenbehälter – man füllt die gewünschte Dosis oben in den kurzen Trichter ein. Zum Auffangen des Mahlguts gehört ein wertig verarbeiteter Dosierbecher aus Metall, der mit einem Magnet am Boden praktisch unter dem Auswurf positioniert wird. Dieser Becher ist optisch im gleichen Stil wie die Mühle gehalten und passt genau in einen 58 mm Siebträger, was das Umfüllen sauber und einfach macht. Die Mahlgradverstellung erfolgt stufenlos am Kopf der Mühle. Die Skala ist fein genug und leichtgängig, sodass man sehr exakt justieren kann. Insgesamt vermittelt das Design einen durchdachten, minimalistischen Eindruck – eine hochwertige Konstruktion, die Form und Funktion vereint.

    Partikelverteilungsmessung Varia VS6

    Espresso und Partikelverteilung

    Für Espresso spielt die Mahlgut-Qualität eine entscheidende Rolle. Die VS6 überzeugte im Test mit einer sehr gleichmäßigen Partikelverteilung. Wir haben die Partikel in Zusammenarbeit mit der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaft untersucht: Das Mahlgut zeigt einen schmalen Haupt-Peak (konzentrierte Partikelgrößen) und einen gewissen Anteil an sehr feinen Partikeln. Eine enge Partikelverteilung bedeutet, dass das Kaffeepulver relativ homogen ist – ein wichtiger Faktor für eine gleichmäßige Extraktion. Tatsächlich schmeckte der Espresso aus der VS6 entsprechend klar und strukturiert, mit ausgeprägter Süße und weicher Textur. Selbst bei längeren Bezugszeiten zeigte der Espresso keine störende „Staubigkeit“ oder Bitterkeit, was auf die gute Mahlgutzusammensetzung zurückzuführen ist. Wir waren erstaunt, wie vollmundig und sauber der Espresso mit den 58 mm flachen Mahlscheiben der VS6 gelingt – vor allem auch mit einem derart schmalen Hauptpeak. Die Espresso Extraktionen unseres Apas Espresso schmeckten „sehr süß“ mit einer samtigen Textur und klarem Geschmacksprofil.

    Eine Besonderheit der VS6 ist die variable Drehzahlregelung. Über einen Drehknopf lässt sich die Mahlwerksgeschwindigkeit zwischen 500 und 1600 U/min einstellen. Die Tests zeigten, dass diese Einstellung spürbare Auswirkungen auf Partikelverteilung und Geschmack hat. Langsame Drehzahl (z.B. 500 U/min) führte zu einem schmaleren Hauptpeak in der Partikelkurve – das Mahlgut ist noch homogener, die Tasse wirkt „klarer“ im Geschmack. Erhöht man die Geschwindigkeit Richtung Maximum (1600 U/min), wurde der Partikelpeak wieder etwas breiter; im Espresso zeigte sich dann tendenziell mehr Körper, aber mitunter auch eine ungleichmäßigere Extraktion. Wir empfehlen hier, mit der RPM-Einstellung zu experimentieren: Bei zu „ausgefransten“ Geschmacksprofilen oder leichtem Channeling kann eine niedrigere Drehzahl helfen, die Extraktion zu beruhigen und zu fokussieren. Dieses „Spiel mit der Drehzahl“ ist ein spannendes Feature der VS6, das unterschiedliche Geschmacksprofile ermöglicht, ohne dass man den Mahlgrad verändern muss.

    Auch in puncto Konsistenz und Reproduzierbarkeit macht die VS6 einen hervorragenden Job. Im Test wurde die Mühle bewusst verstellt – von einem Espresso-Mahlgrad hin zu gröber für z.B. Lungo oder Filter und dann wieder zurück auf den ursprünglichen Espresso-Punkt. Dabei zeigte sich, dass man den einmal gefundenen Mahlgrad präzise wieder einstellen kann: Sowohl der Median der Partikelgröße als auch der Hauptpeak lagen nach dem Zurückstellen nahezu identisch bei den ursprünglichen Werten. Diese Stabilität spiegelt sich auch in der Tasse wider – einmal ermittelte Rezepte lassen sich verlässlich reproduzieren. Insgesamt bewerten wir das „Espressopotential“ der VS6 als sehr hoch, im Bereich sehr gut bis herausragend. Die Mühle liefert konstant volle, ausgewogene Espressi mit ausgeprägtem Geschmacksprofil und kann es in dieser Disziplin mit den Top-Modellen am Markt aufnehmen.

    Mahlgradeinstellung varia vs6

    Filterkaffee

    Single-Dosing-Mühlen werden oft primär für Espresso entwickelt – umso interessanter war die Frage, wie sich die VS6 bei Filterkaffee schlägt. Die Antwort vorweg: überraschend gut. In unserem Intensivtest zeigte sich, dass die VS6 problemlos grob mahlen kann und sich daher auch für Handfilter, French Press & Co. eignet. Man konnte ohne Mühe einen passenden Filter-Mahlgrad einstellen und erhielt einen klaren, süßen Filterkaffee mit weichem Charakter. Auch die Filterkaffees waren „rund und süß“ mit sehr klaren Tassen, was auf die gleichmäßige Mahlung und das schmale Hauptpeak zurückzuführen ist.

    Wir haben im Test verschiedene Filterkaffees gebrüht. Zur Vergleichbarkeit mit anderen Mühlen nutzen wir standardmäßig unseren Amigo-Filterkaffee, der wie der Apas-Espresso sehr konstant und zugänglich ist. Vor allem die Süße und Klarheit des Kaffees hat uns positiv überrascht.

    Ein großer Vorteil ist die feinfühlige Mahlgradverstellung der VS6, die ein schnelles Wechseln zwischen Zubereitungsarten erlaubt. Man kann etwa morgens Espresso und nachmittags Filterkaffee zubereiten, ohne sich Sorgen zu machen, den exakten Espresso-Mahlgrad später wiederzufinden. Die Skalierung ist so präzise und wiederholgenau, dass man nach dem Zurückstellen genau den gleichen Punkt erneut trifft – diese Form von Mahlgrad-Wiederholbarkeit sucht man bei vielen anderen Mühlen vergebens. Im Test konnte z.B. nach dem Brühen eines Filterkaffees der zuvor notierte Espressopunkt wieder eingestellt werden, und der nächste Shot lief genauso wie zuvor. Dadurch eignet sich die VS6 hervorragend als Allround-Mühle für Haushalt oder kleine Cafés, wo häufiger zwischen unterschiedlichen Brühmethoden gewechselt wird.

    Geschwindigkeit, Lautstärke, Totraum

    Die VS6 setzt eher auf Gründlichkeit als auf Eile. Im Test wurden bei mittlerer Drehzahl (~1000 U/min) in 10 Sekunden ca. 11,5 g Kaffee gemahlen. Für eine typische Espresso-Dosis von 18 g benötigt sie rund 20 Sekunden, bis wirklich alle Bohnen durch sind. Das ist deutlich langsamer als manch andere elektrische Mühle – die VS6 gehört damit eher zu den gemächlichen Modellen. Für den typischen Einsatzzweck (Single Dosing, also einzelne Shots nacheinander statt Dauereinsatz in der Bar) ist das jedoch selten ein Problem. Beim heimischen Zubereiten macht ein Unterschied von 5–10 Sekunden pro Mahlung wenig aus und fällt in einem sorgfältigen Workflow kaum negativ ins Gewicht. Wer es eilig hat, kann zudem die Drehzahl hochregeln – bei 1600 U/min würde sich die Mahlzeit verkürzen (allerdings mit den erwähnten Auswirkungen auf das Mahlgut).

    Totraum

    Totraum (Retention): Ein kritischer Punkt bei Single-Dosing-Mühlen ist der Totraum – also Kaffeemehl, das nach dem Mahlen im Inneren der Mühle zurückbleibt. Hier zeigt die VS6 Licht und Schatten. Technisch gesehen ist die Mühle darauf ausgelegt, möglichst wenig Retention zu haben: Der Auswurfschacht ist kurz und schräg, und es wird ein Blasebalg (Gummipumpe) mitgeliefert, mit dem man verbliebene Partikel aus dem Mahlwerk pusten kann. Tatsächlich ließe sich damit die Retention auf nahezu Null reduzieren – im Idealfall bleiben nur ca. 0,05 g Kaffeemehl in der Mühle zurück. Praktisch ergab sich im Test jedoch ein Problem: Bei üblichem Drücken des Blasebalgs verdreht sich geringfügig der Mahlgrad. Das heißt, man verstellt ungewollt den Mahlgrad, wenn man das letzte Quäntchen Kaffeepulver herauspusten möchte. Dieses scheinbar kleine Problem hat großen Einfluss, denn es macht das Single Dosing in der Anwendung unkomfortabel – niemand möchte nach jedem Pusten den Mahlgrad neu justieren müssen. In der Konsequenz haben wir den Blower nicht genutzt und den Totraum in Kauf genommen. Das ist frustrierend, denn hier geht das Konzept der Mühle nicht auf.

    Ohne Einsatz des Blasebalgs verbleibt allerdings etwas mehr Kaffeemehl im Mahlwerk. Im Langzeittest wurden etwa 2,3 g Totraum gemessen, wenn man nach dem Mahlen nicht extra ausklopft oder -bläst. Davon ließen sich durch leichtes Klopfen an die Mühle rund 0,3–0,4 g lösen – dieser Teil wird als temporärer Totraum bezeichnet. Die restlichen ungefähr 2 g jedoch sitzen in Ecken des Mahlwerks fest (permanenter Totraum) und lösen sich nur bei einer gründlichen Reinigung der Mühle. Dafür muss die Mühle geöffnet und der Totraum rund um die Mahlscheiben abgelöst werden.

    Verglichen mit anderen Single-Dosing-Mühlen ist das relativ viel Retention – einige konkurrierende Modelle schaffen <0,2 g ohne große Tricks. Bei der VS6 könnte man dank des effizienten Auswurfs und Blowers theoretisch ebenfalls in diese Region kommen, wenn der Blasebalg benutzbar wäre. So aber bleibt dieses Potenzial ungenutzt. Die Varia VS6 stellt sich hier selbst mindestens ein Bein.

    Wir werden sehen, ob Varia da in Zukunft noch nachbessern wird. Eine Art Mahlgrad-Fixierung wäre wünschenswert. Bis dahin muss man abwägen: Entweder den minimalen Totraum akzeptieren und regelmäßig gründlich reinigen – oder beim Mahlen jedes Mal sehr vorsichtig den Blower nutzen und den Mahlgrad beobachten. In der täglichen Handhabung mindert dieser Schwachpunkt leider etwas den ansonsten hervorragenden Eindruck der VS6 als echte Single-Dosing-Mühle.

    varia vs3 vs6

    Die Varia VS3 links und die Varia VS6 rechts.

    Reinigung

    Bei der Reinigung und Wartung zeigt sich die Varia VS6 erfreulich benutzerfreundlich. Das Gerät ist so konstruiert, dass man mit ein paar Handgriffen an das Mahlwerk gelangt: Zunächst nimmt man den magnetisch gehaltenen Einstellring ab, dann kann das obere Mahlscheibenelement herausgeschraubt werden. Nun liegt die Mahlkammer offen und man kann sie bequem mit dem beiliegenden Pinsel ausbürsten. Dieser Vorgang ist simpel und dauert nur wenige Minuten – insgesamt ist die Reinigung sehr einfach zu handhaben. Im Langzeittest hat es sich bewährt, alle 4–6 Wochen eine gründliche Reinigung durchzuführen (bei täglichem Gebrauch). Das empfehlen wir, da der permanente Totraum der Mühle mit 2 Gramm gross ist.

    Um die Reinigung zu erleichtern, hat Varia im Auswurfschacht Antistatik-Stifte verbaut. Diese Ionisierungsnadeln sollen die statische Aufladung des Kaffeepulvers reduzieren, sodass weniger Partikel an Wänden und Auswurf haften bleiben. Im Test zeigte sich tatsächlich, dass wenig Kaffeemehl statisch „kleben“ blieb, vor allem im Vergleich zu Mühlen ohne solche Technik.

    Dennoch empfiehlt es sich – wie bei Single Dosing üblich – die Bohnen vor dem Mahlen ganz leicht anzufeuchten (bekannt als RDT-Methode, z.B. mit einem Wasserstoß aus der Sprühflasche). Gerade wenn man den Blasebalg nicht nutzt, hilft ein Hauch Wasser dabei, statische Aufladung zu minimieren und die Verklumpung zu reduzieren. So bleibt kaum etwas hängen, und man muss die Mahlkammer seltener komplett zerlegen. Einige Nutzer berichteten in Foren zwar von kleinen Herausforderungen bei der gründlichen Reinigung, insbesondere alle Reste aus Ecken zu bekommen. In unserem Test zeigte sich jedoch: Mit der beschriebenen Prozedur (regelmäßiges Auspinseln, gelegentliches Auseinandernehmen) lässt sich die VS6 ohne großen Aufwand sauber halten. Die Wartungsintervalle sind absolut praxisgerecht, und dank der durchdachten Konstruktion gibt es keine unzugänglichen Stellen – selbst der permanente Totraum von ~2 g kann bei Bedarf vollständig entfernt werden, wenn man die Mahlscheiben ausbaut und die Mühle ausbläst/-saugt. Insgesamt gibt es in puncto Reinigung und Pflege kaum Grund zur Klage.

    Fazit Varia Vs6

    Fazit zur Varia VS6

    Die Varia VS6 erweist sich im Test als hochwertige Kaffeemühle mit vielen Stärken. Das Design und die Verarbeitung sind auf professionellem Niveau – vom soliden Gehäuse bis zu den präzisen Mahlscheiben spürt man die Qualität. In der Espressoperformance kann die VS6 voll überzeugen: Sie produziert eine sehr homogene Partikelverteilung, was zu klaren, süßen und strukturierten Espressi führt. Wir waren beeindruckt von der Konsistenz der Ergebnisse und der Vielseitigkeit der Mühle. Sowohl Espresso als auch Filterkaffee gelingen geschmacklich auf hohem Niveau – eine seltene Kombination, die die VS6 zu einem Allround-Talent für Kaffeeenthusiasten macht. Besonders hervorzuheben ist die ausgezeichnete Mahlgrad-Reproduzierbarkeit: Man kann zwischen verschiedenen Einstellungen wechseln und kehrt stets exakt zurück zum Ausgangspunkt. Diese Stabilität sowie die Möglichkeit, mit der Drehzahl zu spielen, eröffnen Spielraum für Experimente mit dem Geschmacksprofil, ohne die Bohnen wechseln oder eine zweite Mühle zu benötigen.

    Doch wo Licht ist, fällt auch Schatten. Der Hauptkritikpunkt bei der VS6 betrifft ausgerechnet das zentrale Single-Dosing-Versprechen – nämlich die Retentionfreiheit. Zwar wäre die Mühle dank ihres Designs und des Blasebalgs in der Lage, nahezu keinerlei Kaffeemehl im Mahlwerk zu behalten. Aber in der Praxis verhindert ein Konstruktionsdetail diese Perfektion: Der Blasebalg verstellt den Mahlgrad, wenn man ihn einsetzt. Um die mühsam gewählte Einstellung nicht zu gefährden, verzichtet wir lieber auf den Blower – nehmen damit jedoch in Kauf, dass etwa 0,3 bis 0,4 g Kaffee im temporären Totraum verbleiben. Das nervt!

    Für eine Mühle, die auf Single Dosing ausgelegt ist, ist das ein ärgerliches Manko, denn es schmälert den Vorteil, immer nur ganz frischen Kaffee in der Tasse zu haben. Varia hat hier zwar Pionierarbeit mit der variablen Drehzahl und dem Wechsel-Mahlwerk geleistet, lässt aber bei diesem kleinen (doch wichtigen) Detail Federn. Unterm Strich ist die Varia VS6 dennoch eine exzellente Mühle: hervorragend verarbeitet, technisch durchdacht und in der Tasse leistungsstark. Wer primär Espresso zubereitet und gelegentlich Filterkaffee, wird die präzise Einstellbarkeit und den ausgewogenen Geschmack lieben. Einzig wer absolutes Null-Retention-Single-Dosing erwartet, muss sich der erwähnten Einschränkung bewusst sein. Sollte Varia hier nachbessern können, wäre die VS6 nahezu perfekt. So wie sie jetzt ist, bleibt sie eine der besten Mühlen ihrer Klasse, aber eben mit einer besonderen Eigenheit, die jeder Home Barista für sich abwägen sollte. Für viele ambitionierte Kaffeefans dürften die gebotenen Vorteile jedoch deutlich überwiegen – die Varia VS6 liefert im Alltag genau das, was man von einer erstklassigen Single-Dosing-Mühle erwartet: konsistent großartigen Kaffee.

      Espressomühlen

      Varia VS6 Single Dosing Mühle im Test

      Varia VS6 Single Dosing Mühle im Test

      Die Kaffeemühle Varia VS6 ist als „große Schwester“ der Varia VS3 auf den Markt gekommen und richtet sich an anspruchsvolle Home-Baristas. Der Mühlenmarkt erlebt derzeit einen Aufschwung – neue Hersteller bringen smarte Single-Dosing-Mühlen heraus, und auch Varia folgt diesem Trend mit der VS6. In diesem Blogbeitrag fassen wir die Erkenntnisse eines sechsmonatigen Tests zusammen. Wir haben mit Hilfe universitärer Hilfe Partikel analysiert, hatten die Mühle Zuhause und in unserer Kaffeeschule und sind nun bereit, unsere Ergebnisse zu präsentieren.

      Wir beleuchten Design und Verarbeitung, Espresso- und Filterkaffee-Performance, Partikelverteilung, Geschwindigkeit, Lautstärke, Totraum sowie die Reinigung. Am Ende steht ein Fazit mit Stärken und Schwächen dieser Mühle und der Frage, ob die VS6 ihr Premium-Preisschild wert ist.

      In den Kommentaren haben sich schon viele Erfahrungsberichte zur Varia VS6 gesammelt. Wir freuen uns, wenn ihr die Kommentarsektion nutzt, um weiter Eure Erfahrungen zu teilen und euch auszutauschen.

      Anmerkung: Wir haben die Varia VS6 gekauft und berichten frei und unabhängig über unsere Erfahrungen mit der Mühle.


      Design, Wertigkeit und äußere Fakten

      Die Varia VS6 präsentiert sich in einem minimalistischen, modernen Design. Gefertigt aus einem massiven Aluminiumblock, strahlt sie hohe Wertigkeit aus. Das Gehäuse ist robust, langlebig und fühlt sich dank präziser Verarbeitung sehr hochwertig an. Die Form ist funktional: Die Mühle steht in einem Winkel von 76,5°, was nicht nur schlank und elegant wirkt, sondern auch der Totraum entgegenwirken soll. Wie gut das gelingt, besprechen wir weiter unten…

      Mit Abmessungen von ca. 13 × 19 × 40 cm (B×T×H) und einem Gewicht von etwas über 10 kg ist die VS6 ein stattliches Gerät – deutlich größer und schwerer als das Einsteigermodell VS3. Varia positioniert die VS6 klar in der Profi-Liga: Preislich liegt sie die Mühle bei etwa 850–900 € und kostet damit fast das Dreifache der kleineren VS3.

      Die Mühle folgt dem Single-Dosing-Prinzip, bei dem stets nur die abgewogene Portion Kaffeebohnen frisch vermahlen wird (statt Bohnen in einem Hopper zu lagern). Varia hat diesen Trend erkannt und konsequent umgesetzt. Es gibt also keinen großen Bohnenbehälter – man füllt die gewünschte Dosis oben in den kurzen Trichter ein. Zum Auffangen des Mahlguts gehört ein wertig verarbeiteter Dosierbecher aus Metall, der mit einem Magnet am Boden praktisch unter dem Auswurf positioniert wird. Dieser Becher ist optisch im gleichen Stil wie die Mühle gehalten und passt genau in einen 58 mm Siebträger, was das Umfüllen sauber und einfach macht. Die Mahlgradverstellung erfolgt stufenlos am Kopf der Mühle. Die Skala ist fein genug und leichtgängig, sodass man sehr exakt justieren kann. Insgesamt vermittelt das Design einen durchdachten, minimalistischen Eindruck – eine hochwertige Konstruktion, die Form und Funktion vereint.

      Partikelverteilungsmessung Varia VS6

      Espresso und Partikelverteilung

      Für Espresso spielt die Mahlgut-Qualität eine entscheidende Rolle. Die VS6 überzeugte im Test mit einer sehr gleichmäßigen Partikelverteilung. Wir haben die Partikel in Zusammenarbeit mit der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaft untersucht: Das Mahlgut zeigt einen schmalen Haupt-Peak (konzentrierte Partikelgrößen) und einen gewissen Anteil an sehr feinen Partikeln. Eine enge Partikelverteilung bedeutet, dass das Kaffeepulver relativ homogen ist – ein wichtiger Faktor für eine gleichmäßige Extraktion. Tatsächlich schmeckte der Espresso aus der VS6 entsprechend klar und strukturiert, mit ausgeprägter Süße und weicher Textur. Selbst bei längeren Bezugszeiten zeigte der Espresso keine störende „Staubigkeit“ oder Bitterkeit, was auf die gute Mahlgutzusammensetzung zurückzuführen ist. Wir waren erstaunt, wie vollmundig und sauber der Espresso mit den 58 mm flachen Mahlscheiben der VS6 gelingt – vor allem auch mit einem derart schmalen Hauptpeak. Die Espresso Extraktionen unseres Apas Espresso schmeckten „sehr süß“ mit einer samtigen Textur und klarem Geschmacksprofil.

      Eine Besonderheit der VS6 ist die variable Drehzahlregelung. Über einen Drehknopf lässt sich die Mahlwerksgeschwindigkeit zwischen 500 und 1600 U/min einstellen. Die Tests zeigten, dass diese Einstellung spürbare Auswirkungen auf Partikelverteilung und Geschmack hat. Langsame Drehzahl (z.B. 500 U/min) führte zu einem schmaleren Hauptpeak in der Partikelkurve – das Mahlgut ist noch homogener, die Tasse wirkt „klarer“ im Geschmack. Erhöht man die Geschwindigkeit Richtung Maximum (1600 U/min), wurde der Partikelpeak wieder etwas breiter; im Espresso zeigte sich dann tendenziell mehr Körper, aber mitunter auch eine ungleichmäßigere Extraktion. Wir empfehlen hier, mit der RPM-Einstellung zu experimentieren: Bei zu „ausgefransten“ Geschmacksprofilen oder leichtem Channeling kann eine niedrigere Drehzahl helfen, die Extraktion zu beruhigen und zu fokussieren. Dieses „Spiel mit der Drehzahl“ ist ein spannendes Feature der VS6, das unterschiedliche Geschmacksprofile ermöglicht, ohne dass man den Mahlgrad verändern muss.

      Auch in puncto Konsistenz und Reproduzierbarkeit macht die VS6 einen hervorragenden Job. Im Test wurde die Mühle bewusst verstellt – von einem Espresso-Mahlgrad hin zu gröber für z.B. Lungo oder Filter und dann wieder zurück auf den ursprünglichen Espresso-Punkt. Dabei zeigte sich, dass man den einmal gefundenen Mahlgrad präzise wieder einstellen kann: Sowohl der Median der Partikelgröße als auch der Hauptpeak lagen nach dem Zurückstellen nahezu identisch bei den ursprünglichen Werten. Diese Stabilität spiegelt sich auch in der Tasse wider – einmal ermittelte Rezepte lassen sich verlässlich reproduzieren. Insgesamt bewerten wir das „Espressopotential“ der VS6 als sehr hoch, im Bereich sehr gut bis herausragend. Die Mühle liefert konstant volle, ausgewogene Espressi mit ausgeprägtem Geschmacksprofil und kann es in dieser Disziplin mit den Top-Modellen am Markt aufnehmen.

      Mahlgradeinstellung varia vs6

      Filterkaffee

      Single-Dosing-Mühlen werden oft primär für Espresso entwickelt – umso interessanter war die Frage, wie sich die VS6 bei Filterkaffee schlägt. Die Antwort vorweg: überraschend gut. In unserem Intensivtest zeigte sich, dass die VS6 problemlos grob mahlen kann und sich daher auch für Handfilter, French Press & Co. eignet. Man konnte ohne Mühe einen passenden Filter-Mahlgrad einstellen und erhielt einen klaren, süßen Filterkaffee mit weichem Charakter. Auch die Filterkaffees waren „rund und süß“ mit sehr klaren Tassen, was auf die gleichmäßige Mahlung und das schmale Hauptpeak zurückzuführen ist.

      Wir haben im Test verschiedene Filterkaffees gebrüht. Zur Vergleichbarkeit mit anderen Mühlen nutzen wir standardmäßig unseren Amigo-Filterkaffee, der wie der Apas-Espresso sehr konstant und zugänglich ist. Vor allem die Süße und Klarheit des Kaffees hat uns positiv überrascht.

      Ein großer Vorteil ist die feinfühlige Mahlgradverstellung der VS6, die ein schnelles Wechseln zwischen Zubereitungsarten erlaubt. Man kann etwa morgens Espresso und nachmittags Filterkaffee zubereiten, ohne sich Sorgen zu machen, den exakten Espresso-Mahlgrad später wiederzufinden. Die Skalierung ist so präzise und wiederholgenau, dass man nach dem Zurückstellen genau den gleichen Punkt erneut trifft – diese Form von Mahlgrad-Wiederholbarkeit sucht man bei vielen anderen Mühlen vergebens. Im Test konnte z.B. nach dem Brühen eines Filterkaffees der zuvor notierte Espressopunkt wieder eingestellt werden, und der nächste Shot lief genauso wie zuvor. Dadurch eignet sich die VS6 hervorragend als Allround-Mühle für Haushalt oder kleine Cafés, wo häufiger zwischen unterschiedlichen Brühmethoden gewechselt wird.

      Geschwindigkeit, Lautstärke, Totraum

      Die VS6 setzt eher auf Gründlichkeit als auf Eile. Im Test wurden bei mittlerer Drehzahl (~1000 U/min) in 10 Sekunden ca. 11,5 g Kaffee gemahlen. Für eine typische Espresso-Dosis von 18 g benötigt sie rund 20 Sekunden, bis wirklich alle Bohnen durch sind. Das ist deutlich langsamer als manch andere elektrische Mühle – die VS6 gehört damit eher zu den gemächlichen Modellen. Für den typischen Einsatzzweck (Single Dosing, also einzelne Shots nacheinander statt Dauereinsatz in der Bar) ist das jedoch selten ein Problem. Beim heimischen Zubereiten macht ein Unterschied von 5–10 Sekunden pro Mahlung wenig aus und fällt in einem sorgfältigen Workflow kaum negativ ins Gewicht. Wer es eilig hat, kann zudem die Drehzahl hochregeln – bei 1600 U/min würde sich die Mahlzeit verkürzen (allerdings mit den erwähnten Auswirkungen auf das Mahlgut).

      Totraum

      Totraum (Retention): Ein kritischer Punkt bei Single-Dosing-Mühlen ist der Totraum – also Kaffeemehl, das nach dem Mahlen im Inneren der Mühle zurückbleibt. Hier zeigt die VS6 Licht und Schatten. Technisch gesehen ist die Mühle darauf ausgelegt, möglichst wenig Retention zu haben: Der Auswurfschacht ist kurz und schräg, und es wird ein Blasebalg (Gummipumpe) mitgeliefert, mit dem man verbliebene Partikel aus dem Mahlwerk pusten kann. Tatsächlich ließe sich damit die Retention auf nahezu Null reduzieren – im Idealfall bleiben nur ca. 0,05 g Kaffeemehl in der Mühle zurück. Praktisch ergab sich im Test jedoch ein Problem: Bei üblichem Drücken des Blasebalgs verdreht sich geringfügig der Mahlgrad. Das heißt, man verstellt ungewollt den Mahlgrad, wenn man das letzte Quäntchen Kaffeepulver herauspusten möchte. Dieses scheinbar kleine Problem hat großen Einfluss, denn es macht das Single Dosing in der Anwendung unkomfortabel – niemand möchte nach jedem Pusten den Mahlgrad neu justieren müssen. In der Konsequenz haben wir den Blower nicht genutzt und den Totraum in Kauf genommen. Das ist frustrierend, denn hier geht das Konzept der Mühle nicht auf.

      Ohne Einsatz des Blasebalgs verbleibt allerdings etwas mehr Kaffeemehl im Mahlwerk. Im Langzeittest wurden etwa 2,3 g Totraum gemessen, wenn man nach dem Mahlen nicht extra ausklopft oder -bläst. Davon ließen sich durch leichtes Klopfen an die Mühle rund 0,3–0,4 g lösen – dieser Teil wird als temporärer Totraum bezeichnet. Die restlichen ungefähr 2 g jedoch sitzen in Ecken des Mahlwerks fest (permanenter Totraum) und lösen sich nur bei einer gründlichen Reinigung der Mühle. Dafür muss die Mühle geöffnet und der Totraum rund um die Mahlscheiben abgelöst werden.

      Verglichen mit anderen Single-Dosing-Mühlen ist das relativ viel Retention – einige konkurrierende Modelle schaffen <0,2 g ohne große Tricks. Bei der VS6 könnte man dank des effizienten Auswurfs und Blowers theoretisch ebenfalls in diese Region kommen, wenn der Blasebalg benutzbar wäre. So aber bleibt dieses Potenzial ungenutzt. Die Varia VS6 stellt sich hier selbst mindestens ein Bein.

      Wir werden sehen, ob Varia da in Zukunft noch nachbessern wird. Eine Art Mahlgrad-Fixierung wäre wünschenswert. Bis dahin muss man abwägen: Entweder den minimalen Totraum akzeptieren und regelmäßig gründlich reinigen – oder beim Mahlen jedes Mal sehr vorsichtig den Blower nutzen und den Mahlgrad beobachten. In der täglichen Handhabung mindert dieser Schwachpunkt leider etwas den ansonsten hervorragenden Eindruck der VS6 als echte Single-Dosing-Mühle.

      varia vs3 vs6

      Die Varia VS3 links und die Varia VS6 rechts.

      Reinigung

      Bei der Reinigung und Wartung zeigt sich die Varia VS6 erfreulich benutzerfreundlich. Das Gerät ist so konstruiert, dass man mit ein paar Handgriffen an das Mahlwerk gelangt: Zunächst nimmt man den magnetisch gehaltenen Einstellring ab, dann kann das obere Mahlscheibenelement herausgeschraubt werden. Nun liegt die Mahlkammer offen und man kann sie bequem mit dem beiliegenden Pinsel ausbürsten. Dieser Vorgang ist simpel und dauert nur wenige Minuten – insgesamt ist die Reinigung sehr einfach zu handhaben. Im Langzeittest hat es sich bewährt, alle 4–6 Wochen eine gründliche Reinigung durchzuführen (bei täglichem Gebrauch). Das empfehlen wir, da der permanente Totraum der Mühle mit 2 Gramm gross ist.

      Um die Reinigung zu erleichtern, hat Varia im Auswurfschacht Antistatik-Stifte verbaut. Diese Ionisierungsnadeln sollen die statische Aufladung des Kaffeepulvers reduzieren, sodass weniger Partikel an Wänden und Auswurf haften bleiben. Im Test zeigte sich tatsächlich, dass wenig Kaffeemehl statisch „kleben“ blieb, vor allem im Vergleich zu Mühlen ohne solche Technik.

      Dennoch empfiehlt es sich – wie bei Single Dosing üblich – die Bohnen vor dem Mahlen ganz leicht anzufeuchten (bekannt als RDT-Methode, z.B. mit einem Wasserstoß aus der Sprühflasche). Gerade wenn man den Blasebalg nicht nutzt, hilft ein Hauch Wasser dabei, statische Aufladung zu minimieren und die Verklumpung zu reduzieren. So bleibt kaum etwas hängen, und man muss die Mahlkammer seltener komplett zerlegen. Einige Nutzer berichteten in Foren zwar von kleinen Herausforderungen bei der gründlichen Reinigung, insbesondere alle Reste aus Ecken zu bekommen. In unserem Test zeigte sich jedoch: Mit der beschriebenen Prozedur (regelmäßiges Auspinseln, gelegentliches Auseinandernehmen) lässt sich die VS6 ohne großen Aufwand sauber halten. Die Wartungsintervalle sind absolut praxisgerecht, und dank der durchdachten Konstruktion gibt es keine unzugänglichen Stellen – selbst der permanente Totraum von ~2 g kann bei Bedarf vollständig entfernt werden, wenn man die Mahlscheiben ausbaut und die Mühle ausbläst/-saugt. Insgesamt gibt es in puncto Reinigung und Pflege kaum Grund zur Klage.

      Fazit Varia Vs6

      Fazit zur Varia VS6

      Die Varia VS6 erweist sich im Test als hochwertige Kaffeemühle mit vielen Stärken. Das Design und die Verarbeitung sind auf professionellem Niveau – vom soliden Gehäuse bis zu den präzisen Mahlscheiben spürt man die Qualität. In der Espressoperformance kann die VS6 voll überzeugen: Sie produziert eine sehr homogene Partikelverteilung, was zu klaren, süßen und strukturierten Espressi führt. Wir waren beeindruckt von der Konsistenz der Ergebnisse und der Vielseitigkeit der Mühle. Sowohl Espresso als auch Filterkaffee gelingen geschmacklich auf hohem Niveau – eine seltene Kombination, die die VS6 zu einem Allround-Talent für Kaffeeenthusiasten macht. Besonders hervorzuheben ist die ausgezeichnete Mahlgrad-Reproduzierbarkeit: Man kann zwischen verschiedenen Einstellungen wechseln und kehrt stets exakt zurück zum Ausgangspunkt. Diese Stabilität sowie die Möglichkeit, mit der Drehzahl zu spielen, eröffnen Spielraum für Experimente mit dem Geschmacksprofil, ohne die Bohnen wechseln oder eine zweite Mühle zu benötigen.

      Doch wo Licht ist, fällt auch Schatten. Der Hauptkritikpunkt bei der VS6 betrifft ausgerechnet das zentrale Single-Dosing-Versprechen – nämlich die Retentionfreiheit. Zwar wäre die Mühle dank ihres Designs und des Blasebalgs in der Lage, nahezu keinerlei Kaffeemehl im Mahlwerk zu behalten. Aber in der Praxis verhindert ein Konstruktionsdetail diese Perfektion: Der Blasebalg verstellt den Mahlgrad, wenn man ihn einsetzt. Um die mühsam gewählte Einstellung nicht zu gefährden, verzichtet wir lieber auf den Blower – nehmen damit jedoch in Kauf, dass etwa 0,3 bis 0,4 g Kaffee im temporären Totraum verbleiben. Das nervt!

      Für eine Mühle, die auf Single Dosing ausgelegt ist, ist das ein ärgerliches Manko, denn es schmälert den Vorteil, immer nur ganz frischen Kaffee in der Tasse zu haben. Varia hat hier zwar Pionierarbeit mit der variablen Drehzahl und dem Wechsel-Mahlwerk geleistet, lässt aber bei diesem kleinen (doch wichtigen) Detail Federn. Unterm Strich ist die Varia VS6 dennoch eine exzellente Mühle: hervorragend verarbeitet, technisch durchdacht und in der Tasse leistungsstark. Wer primär Espresso zubereitet und gelegentlich Filterkaffee, wird die präzise Einstellbarkeit und den ausgewogenen Geschmack lieben. Einzig wer absolutes Null-Retention-Single-Dosing erwartet, muss sich der erwähnten Einschränkung bewusst sein. Sollte Varia hier nachbessern können, wäre die VS6 nahezu perfekt. So wie sie jetzt ist, bleibt sie eine der besten Mühlen ihrer Klasse, aber eben mit einer besonderen Eigenheit, die jeder Home Barista für sich abwägen sollte. Für viele ambitionierte Kaffeefans dürften die gebotenen Vorteile jedoch deutlich überwiegen – die Varia VS6 liefert im Alltag genau das, was man von einer erstklassigen Single-Dosing-Mühle erwartet: konsistent großartigen Kaffee.

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