Die Sage Barista Touch ist eine Kombimaschine. Sie kombiniert eine Mühle und eine Espressomaschine. Das ist praktisch und hat einige Vorteile, wie zum Beispiel den geringen Platzbedarf. Auf der anderen Seite ist es schwierig ein Upgrade durchzuführen.
Wir haben die Mühle und die Maschine auf Herz und Nieren getestet und verraten euch im folgenden Testbericht, wie die Barista Touch abgeschnitten hat.
Halbautomatik mit Vollautomaten Anstrich
Diese Thermoblockmaschine versucht einen Spagat zwischen einer klassischen Siebträgermaschine und einem Vollautomaten. Über das Display werden fast alle Einstellungen betätigt, außer für den Mahlgrad. Dieser wird an einem Drehrad verstellt.
Im Menü kann man dann viele unterschiedliche Kaffeemischgetränke auswählen, wie etwa Flat White, Cappuccino oder Americano. Beim genaueren Hinsehen bemerkt man aber schnell, dass die meisten Getränke mit denselben Einstellungen erzeugt werden. Das liegt einfach daran, dass für die meisten Mischgetränke Espresso als Basis genutzt wird.
Die Kaffeemenge, die gemahlen wird, lässt sich bei der Barista Touch nur in Sekundenschritten einstellen. Das ist sehr schade. Die Smart Grinder Pro Mühle aus demselben Haus, kann dies auf eine Zehntelsekunde genau und die Barista Pro, ebenfalls eine Kombimaschine, auf eine halbe Sekunde genau. Eine Sekunde hingegen, wie hier bei der Barista Touch, macht einen himmelweiten Unterschied. Wer 18 Gramm Kaffee möchte, erreicht mit der einer Sekunde zu wenig eventuell nur 17,5 Gramm, mit einer Sekunde mehr dann aber 18,5 Gramm. Das ist ärgerlich.
Während des Brühvorganges unterstützt die Sage Barista Touch den Nutzer mit Tipps auf dem Display. Einige dieser Tipps sind jedoch schlicht und ergreifend falsch. Die ideale Extraktionszeit für einen Espresso wird etwa mit 10-12 Sekunden angegeben, wobei eher eine Zeit von 25 Sekunden angestrebt werden sollte. Mit den vorgeschlagenen 10 Sekunden schmeckt der Espresso so sauer wie eine heiße Zitrone.
Ein Display mit Touch und wenig mehr
Einige Einstellungen bei der Barista Touch sind sehr hilfreich. Zum Beispiel lässt sich die Milchtemperatur und auch das Milchschaumlevel einstellen. Die Milchschaumleistung ist überhaupt sehr gut. Das Display, das den eigentlich Kern dieser Maschine ausmacht, ist jedoch für die Funktion der Maschine nicht wirklich erforderlich. Außerdem reagiert es eher schlecht etwa im Vergleich zu einem Handydisplay.
Leider wirkt die Barista Touch ein wenig so, als ob sie ein Zusammenwurf aus der Sage Barista Pro und der Oracle Touch wäre. Doch wirklich überzeugend kommt das nicht rüber.
Temperatur-Exzesse – wie weit über 100 geht es?
Die Barista Touch arbeitet mit einem so genannten Dickfilmheizer. Dieser soll eine Weiterentwicklung des Durchlauferhitzers sein. Der Vorteil ist, dass die Maschine bereits nach 3 Sekunden heiß ist. Die Energieübertragung ist gigantisch und der Stromverbrauch der Maschine extrem gering.
Die Hitze wird mit einer Heizplatte auf das Brühwasser übertragen. Das ist schneller als bei einem Thermoblock, dessen zwischengeschalteter Aluminiumblock träge bei der Erwärmung wirkt. Denkbar wäre es mit dem Dickfilmheizer sogar unterschiedliche Temperaturprofile zu fahren. Doch leider ist bei der Barista Touch keine exakte Steuereinheit für die Temperatur verbaut. Es gibt zwar insgesamt 8 einstellbare Temperaturstufen, doch selbst die niedrigste Stufe kommt auf 98 Grad Celsius und ist damit viel zu heiß. Wir peilten eine Temperatur von 93 Grad an, die wir aber in keiner Einstellung erreichen konnten.
Doch was macht die zu heiße Temperatur mit dem Espresso? Ein zu heiß gebrühter Espresso schmeckt sehr bitter, trocken und harsch. Das macht einfach keinen Spaß. Einen leckeren Espresso kann man also mit der Barista Touch eigentlich nicht Brühen.
Milchschaum der Zweikreiser-Klasse
Ein anderes Kapitel ist die Milchschaumleistung. Es lässt sich automatisch oder manuell Milch schäumen. Die Dampflanze ist unmittelbar nach dem Espressobezug bereit zum Schäumen, fast wie bei einem Zweikreiser. Ein gleichzeitiges Schäumen zum Bezug ist nicht möglich. Bei der Automatikfunktion wird die Temperatur des Kännchens über einen Sensor in der Nähe der Abtropfschale gemessen. Die Milchtemperatur lässt sich einstellen und läuft sehr genau. Die Automatik funktioniert gut und auch Manuell lässt sich super Milchschaum erzeugen. Wir raten euch jedoch auf die manuelle Methode umzusteigen, um wirklich feinporigen Latte-Art Schaum zu erzeugen.
Lieferumfang, Größe und Ausbau
Zum Lieferumfang gehören zwei einwandige Siebe sowie ein doppelwandiges Sieb. Außerdem ein Milchkännchen und ein Tamper. Der mitgelieferte Sage Razor soll einem ermöglichen, Kaffeepulver aus dem Siebträger zu holen, wenn zu viel hineingemahlen wurde. Bei einer richtig eingestellten Mühle sollte das aber nicht der Fall sein.
Die Sage Barista Touch ist 34 cm breit, 41 cm tief und 40,6 cm hoch. Der zwei Liter Wassertank lässt sich gut entnehmen und die Verarbeitung der Maschine wirkt durch ihren gebürsteten Edelstahl hochwertig.
„Volumetrische Kontrolle“ beim Espresso
Zwar steht auf der Sage Website, dass die Touch eine volumetrische Kontrolle hat. Das können wir jedoch nicht bestätigen. Die Wassermenge wird nicht über eine Volumetrik, sondern über eine Zeitsteuerung dosiert.
Eine Volumetrik gibt immer dieselbe Menge an Wasser durch den Kaffeekuchen. Stellt man z.B. 45 Gramm Wasser ein, so wird diese immer geliefert. Der Widerstand des Kaffees ist hierbei völlig egal. Die Durchlaufzeit erhöht oder verringert sich zwar, je nach Feinheit des Kaffeemehls, aber ihr endet immer mit 45 Gramm Wasser.
Bei der Barista Touch lässt sich die Zeit für die Brühung einstellen. Ist das Kaffeepulver zu fein, so habt ihr vielleicht nur wenige Milliliter in der Tasse, bei einem zu groben Mahlgrad läuft die Tasse fast über.
Für Einsteiger macht eine Volumetrik deutlich mehr Sinn. Das Brührezept (z.B. 1 Teil Kaffee zu 2,5 Teile Wasser) wird nicht verändert. Ihr justiert nur die Durchlaufgeschwindigkeit durch den Mahlgrad. Bei einer Zeitsteuerung müsst ihr hingegen bei jeder Verstellung der Wassermenge an eurem Brühverhältnis herumschrauben. Das ist komplizierter und macht den Gebrauch einer Waage unerlässlich. Das ist nicht einsteigerfreundlich.
Fazit zur Sage Barista Touch
Als reiner Milchschäumer wäre die Barista Touch wirklich klasse. Sie schäumt gut und verlässlich und macht jedem Barista Spaß.
Doch leider schmecken die bezogenen Espressi nicht. Die Brühtemperatur ist unkonstant und viel zu heiß.
Deshalb solltet ihr euch stark überlegen, ob der Mehrpreis für die Barista Touch Sinn macht. Andere Modelle von Sage, wie etwa die Bambino Plus oder die Barista Pro, stehen der Barista Touch in fast nichts nach. Ob ihr den Mehrpreis für die Barista Touch bereit seid auszugeben nur für die automatische Milchschaumfunktion, müsst ihr entscheiden.
Für 1000€ gibt es aber auch von anderen Herstellern alternativen, die ihr euch anschauen solltet, wie etwa die Quick Mill Orione 3000 oder die Gaggia New Classic. Auch einige Zweikreisermaschinen sind für diesen Preis zu haben.
7 Kommentare