Vorbei sind die Zeiten, in denen man in einem Café einfach eine Tasse Kaffee bestellt. Spätestens seit den 2000er Jahren entwickelte sich durch die „dritte Kaffeewelle“ (Third wave of coffee) ein besonderes Bewusstsein für qualitativ hochwertigen Kaffee und unterschiedlichste Kaffeegetränke. Kaffee ist mehr als einfach nur ein Produkt. Es ist ein Genussmittel, etwas was das Leben schöner macht, für das man sich Zeit nimmt und über das es sich lohnt nachzudenken.
Aus diesem Grund bieten die meisten Cafés mittlerweile auch unterschiedlichste Kaffeevariationen an. Neben bekannten Klassikern, wie dem Cappuccino oder dem Latte Macchiato, sieht man heute immer wieder auch den „Flat White“. Doch was hat es mit diesem Getränk auf sich? Wir machen uns auf Spurensuche zur Herkunft des Flat White, erklären die Unterschiede zwischen ihm und anderen Kaffeespezialitäten und geben dir Tipps, wie du einen Flat White zu Hause machst. Los geht’s!
Der Ursprung des Flat White
Wer machte die erste Pizza? Wer kam zuerst auf die Idee Kartoffeln in Stängeln als „Pommes“ zu frittieren und wo wurde eigentlich das Bierbrauen erfunden? Wie so oft lässt sich die genaue Herkunft des Flat Whites nicht ausmachen. Die Spurensuche führt uns auf jeden Fall in die Zeit nach dem zweiten Weltkrieg.
Viele Europäer wanderten nach dem Krieg nach Australien und Neuseeland aus. Dies führte zur Vermischung der Ess- und Gastronomiekultur in „Down Under“. Natürlich nahm jede Kultur ihre liebgewonnen Ess- und Trinkbräuche in ihre neue Heimat mit. Die Briten brachten ihren geliebten Tee mit auf den neuen Kontinent und später die Italiener ihren Kaffee. Es dauerte nicht lange, bis sich in Großstädten wie Sydney eine blühende Kaffeekultur entwickelte und eine professionelle Espressomaschine und frisch geröstete Bohnen zum guten Ton gehörten.
Manche sagen, es lag daran, dass die eingewanderten Briten ihren Morgenkaffee, wie ihren Tee, mit Milch übergossen. Andere sehen in der schlecht schäumenden australischen Milch einiger australischer Cafés den Grund. Einer Erzählung folgend soll ein Barista einem Kunden, der einen Cappuccino bestellt hatte, ein zu wenig geschäumtes Getränk serviert und gesagt haben: „I’m sorry, it’s a Flat White“. Ob diese Geschichte nun stimmt und ob sie sich in Neuseeland oder in Australien abspielte, ist nicht gewiss.
Sicher ist, dass der Flat White eine Variante oder Weiterentwicklung des Cappuccinos ist. Durch seine cremigere Konsistenz wölbt sich der Schaum der Tasse nicht auf, wie beim ursprünglichen Cappuccino, sondern schließt flach (flat) mit dem Tassenrand ab.
Der Flat White bahnte sich den Weg von Australien nach Europa und trat dort seinen Siegeszug ab den 2000er Jahren an. Neue Eingießtechniken, Latte Art und die Etablierung von geschulten Baristi machten den Flat White zur handwerklichen Königsdisziplin und zu einem beliebten Getränk. So ist er heute sowohl bei kleinen lokalen Cafés, wie auch bei großen Kaffeeketten nicht mehr wegzudenken.
Die Zutaten für den perfekten Flat
Sicher gibt es viele unterschiedliche Methoden einen Flat White herzustellen. Wir erklären euch, wie wir den Flat White in unseren Kaffeemacher:innen Cafés interpretieren.
Unser Flat White besteht aus einem doppelten Espressoshot und 120g Milch, Biomilch von einem regionalen Biobauern mit etwa 3,5% Fett. Wir nutzen Tassen, in die 160ml passen. So können wir den Flat White auch genau „flat“ bis zum Tassenrand füllen.
Zum Vergleich: Für unseren Cappuccino nutzen wir einen einzelnen Espressoshot, in denselben Tassen. Hier sind es also eher 140g Milch.
Hier zeigt sich der wohl größte Unterschied zwischen einem Flat White und einem Cappuccino. Der Flat White hat im Verhältnis zur Milch deutlich mehr Espresso. Man schmeckt den Espresso sehr viel deutlicher als im Cappuccino.
Für unseren Flat White nutzen wir übrigens die wechselnden Bohnen aus unserer fruchtigen, lilanen Serie. So zum Beispiel unseren Suke Quto aus Äthiopien. Die florale und fruchtige Note, die an Steinfrüchte oder Melonen erinnert, ist nicht zu aufdringlich im Flat White, sondern entfaltet sich mit der geringeren Milchmenge zu einer frischen, cremigen Tasse.
Alternativ ist auch unser APAS Bio Espresso sehr gut für die Flat White Zubereitung geeignet.
Die Zubereitung
Die Zubereitung des Espressos erfolgt wie bei den anderen espressobasierten Getränken. Nutzt frisch gemahlene Kaffeebohnen von einer guten Rösterei. Wir nutzen ein Brührezept von 1 zu 2,3 oder 2,5. Das heißt z.B. 17g Espressopulver werden zu 40 bis 42g Espresso in der Tasse.
Der Mahlgrad sollte mit einem richtigen Zweiersieb (bitte kein doppelwandiges Sieb benutzen!) so eingestellt werden, dass der Espresso in 25-30 Sekunden durchläuft. Die Durchlaufzeit bei fruchtigeren Röstungen darf ruhig ein wenig länger sein, da kommt es etwas auf euren individuellen Geschmack an. Läuft der Espresso zu schnell durch, ist er unterextrahiert und zu sauer. Dann müsst ihr die Mühle feiner einstellen. Läuft er zu langsam heraus, wird er überextrahiert und schmeckt bitter. Dann stellt ihr die Mühle etwas gröber. Natürlich ist auch die Brühtemperatur wichtig, weshalb ihr vor dem Espressobezug einmal spülen und die Maschine lange genug aufheizen lassen solltet. Wenn du noch Tipps für den perfekten Espresso suchst, dann schau dir unser Video mit 20 Fehlern beim Espressozubereiten an!
Ein gut zubereiteter Espresso ist nur die halbe Miete beim Flat White. Auch die Konsistenz des Milchschaums ist entscheidend.
Ihr füllt euer Kännchen zur Hälfte mit kalter Milch. Die Dampflanze pustet ihr einmal aus, um das Kondenswasser darin nicht in die Milch zu blasen. In der ersten „Ziehphase“ zieht ihr Luftbläschen in die Milch. Hierfür ist das Ende der Dampflanze nah an der Milchoberfläche. Sobald die Milch in der Kanne ihr Volumen vergrößert hat, wechselt ihr in die „Rollphase“. In dieser taucht ihr die Dampflanze etwas tiefer ein und versucht eine rollende Bewegung im Kännchen zu erzeugen. Die großen Bläschen aus der „Ziehphase“ werden zerstört und die Luft homogen in die Milch eingearbeitet. Wenn ihr eure Hände fast am Milchkännchen verbrennt (ca. 65° C), ist die Milch heiß genug. Danach wird die Dampflanze natürlich ausgepustet und direkt gesäubert!
Die Textur eures Milchschaums sollte cremig sein. So wie geschmolzenes Vanilleeis oder Sahne, die nicht feste genug geschlagen wurde.
Diese Milchschaumkonsistenz nutzen wir übrigens auch für Cappuccinos. Ein Milchschaumhäubchen aus festem, bauschaumartigen Milchschaum, der sich weit über die Tasse wölbt, möchten wir nicht servieren.
Um die richtige Menge an Milch und Espresso zu erreichen, ist eine Waage hilfreich. Für einen besseren Workflow lohnt es sich, Tassen in der entsprechenden Größe zu nutzen. So erspart ihr euch später das Abwiegen.
Häufige Fehler beim Flat White
Wie oben bereits beschrieben, ist das Verhältnis zwischen Espresso und Milch beim Flat White eher auf Seiten des Espressos. Fehler bei der Espressozubereitung machen sich also sehr schnell bemerkbar. Ist der Espresso unterextrahiert, so schmeckt das ganze Getränk sehr sauer. Ist er überextrahiert so wird euer Flat White viel zu bitter sein. Deshalb solltest du dir Zeit nehmen den Espresso wirklich exakt einzustellen.
Während es beim Cappuccino wichtig ist, dass der Espressogeschmack sich gegen die große Menge Milch durchsetzt und nicht verloren geht, darf der Espresso beim Flat White nicht zu aufdringlich sein. Wir empfehlen eher eine hellere, fruchtigere Röstung zu verwenden. Schaut euch nach Bohnen aus Äthiopien um, am besten gewaschene Bohnen. Diese eher fruchtigen Mischungen fügen sich harmonischer in das Getränk ein und machen den Flat White nicht zu intensiv und schwer.
Natürlich ist auch die Konsistenz des Milchschaumes wichtig. Achtet darauf nicht zu viel Luft in die Milch zu ziehen, sondern sie schön cremig zu schäumen.
Flat White zu Hause zubereiten
Da man beim Flat White den Espresso sehr deutlich herausschmeckt solltest du auch zu Hause besonders auf die Zubereitung deines Espressos achten.
Du benötigst dafür eine verlässliche Siebträgermaschine, mit der du dich gut auskennst. Du solltest wissen, wie lange sie aufheizen muss und ob du ein oder zweimal vor dem ersten Bezug spülen solltest.
Außerdem brauchst du eine gute Mühle, die espressofein mahlt und sich genau einstellen lässt. Die Extraktionszeit ist entscheidend und diese lässt sich nur anhand des Mahlgrades einstellen.
Unverzichtbar ist eine feine Waage. Du kannst die Bohnen abwiegen, das Brührezept richtig einstellen und auch die Menge an Milchschaum, den du dazugibst, abwiegen. So erhältst du leckere Ergebnisse, die du auch wiederholen kannst. Mit der Zeit und mit den richtigen Tassen, kannst du auf das Abwiegen verzichten, aber gerade beim Einstellen der Rezepte ist eine genaue Waage Pflicht!
Fazit
Ob man jeden Kaffee-Trend mitmachen muss sei dahingestellt. Nicht jeder wird ein Fan von Sirup, Matcha, Chai und ähnlichem. Den Flat White solltest du aber auf jeden Fall einmal probieren. Der cremige Milchschaum macht ein volles und schmeichelndes Mundgefühl. Zusätzlich kann man, durch den hohen Espressoanteil, die feinen Nuancen des Espressos besser durchschmecken. Es ist also kein Wunder, dass sich das „Trendgetränk“ mittlerweile zu einem festen Bestandteil in der Kaffeekultur entwickelt hat.
Zusätzlich kannst du beim Flat White zu Hause deine Latte Art Künste üben. Falls du dafür noch Tipps brauchst, schau dir unser Video zum Thema Latte Art an, oder besuche einen unserer Latte Art Kurse!